Erklärung einiger US Car - Fachbegriffe
SAE-PS
Die Motorleistung amerikanischer Autos wurde nicht in den in Europa üblichen Kilowatt bzw. DIN-PS angegeben, sondern in SAE-PS bzw. SAE bhp (brake horse power). SAE steht dabei für "Society of Automotive Engineers". Die SAE-Norm legte bis 1972 die Angaben in bhp fest.
Während die bei uns gebräuchlichen DIN-PS die Nettoleistung des Motors wiedergeben (also an einem Motor inklusive aller Nebenaggregate wie Wasserpumpe, Lichtmaschine etc.), ermittelt man bei den SAE-PS die Brutto-Leistung nur am Motor. Da die einzelnen Aggregate unterschiedlich viel Leistung wegnehmen, gibt es zwischen DIN-PS und SAE-PS keinen einheitlichen Umrechnungsfaktor. In der Regel liegt der SAE-Wert zischen 15 und 20 Prozent über dem DIN-Wert.
H E M I
Der wohl bekannteste und erfolgreichste Motor, den die Chrysler Corporation je produziert hat. Der Hubraumriese mit den speziellen Brennkammern (HEMI steht für "hemispherically-shaped combustion chambers") wurde sowohl im Rennsport als auch im zivilen Bereich zur Legende, vor allem der seit 1964 gebaute 426ci-Hemi. Acht Jahre wurde die Maschine fast unverändert produziert und leistete 425bhp bei 5000 Umdrehungen. Die halbkugelförmigen (hemisphärischen) Brennkammern des HEMI-Motors sorgen für einen sehr guten volumetrischen Wirkungsgrad und bringen so hohe Motorleistung bei niedrigerer Verdichtung. Das heißt, bei gleicher oder sogar höherer Verdichtung leistet der HEMI mehr PS als ein Motor mit herkömmlichen Brennräumen. Musclecars mit original HEMI-Motoren sind heute in den USA gesuchte Sammlerobjekte. Seit einigen Jahren feiert der HEMI außerdem sein Comeback: Im Dodge RAM etwa oder im neuen Chrysler 300 C sitzt wieder ein HEMI unter der Haube, allerdings "nur" mit 5,7 Litern Hubraum (340 PS).
V8 - MOTOR
Beim V-Motor stehen sich im Gegensatz zum Reihenmotor zwei Zylinderreihen in einem Winkel von 90 Grad gegenüber. Daher die klassische V-Form. In den USA war der V8-Motor mit acht Zylindern jahrzehntelang der wichtigste Motor - wer kann sich schon ein Musclecar mit einem Vierzylinder vorstellen? Bis heute wird der Zylinderblock eines V8 aus Grauguss gefertigt. Bei amerikanischen V8-Motoren unterscheidet man zwei Motorarten:
Small Block: Motoren mit einem Hubraum von 4 bis etwa 6,9 Liter.
Big Block: Hier geht der Hubraum von etwa 7 bis 13 Liter.
Die Kurbelwelle eines V8 ist 5-fach gelagert, die Pleuel bestehen aus Stahlguss. Um Gewicht zu sparen, bestehen die Zylinderkolben vor allem aus Aluminium, die Köpfe aus Grauguss oder bei Hochleistungsmotoren auch aus Aluminium. Der klassische V8 hat zwei Ventile pro Zylinder, insgesamt also 16, meist aus Edelstahl gefertigt.
MOPAR
Mopar sind im Prinzip alle Automarken, die zur Chrysler ( Stellantis ) Corporation gehören (die Abkürzung steht für "Motor Parts" und bezeichnet eigentlich die Ersatzteilabteilung des Konzerns). Also nicht nur Chrysler selbst, sondern auch Dodge, Imperial, De Soto und Plymouth. Besser passt eigentlich die Abkürzung: "Massively Over-Powered and Respected", was soviel heißt wie: "völllig übermotorisiert und Respekt einflößend"...
NOS (Lachgas)
Spätestens seit dem Action-Streifen "The Fast and the Furious" sind NOS-Anlagen auch in Deutschland ein Begriff. NOS (auch Lachgas oder Stickstoff-Dioxid / N2O) ist ein nicht brennbares, nicht explosives Gas. Es wird in der Industrie eingesetzt, aber auch in der Medizin als unterstützendes Betäubungsmittel vor und während Operationen. Im Motorenbau wurde NOS während des Zweiten Weltkriegs von den Amerikanern zur Leistungssteigerung für Kampfflugzeuge eingesetzt. In großen Höhen nämlich brachten die Kolbenmotoren, die ja auf ausreichend Sauerstoff zur Verbrennung angewiesen sind, nicht genug Leistung (der Sauerstoffgehalt bzw. Sauerstoff-Partialdruck in der Atmosphäre nimmt mit zunehmender Höhe ab). Durch die Einspritzung von NOS aber konnten die Piloten auch in großen Flughöhen genug Motor-Power aufbauen und höher steigen als die feindlichen Maschinen.
Was im Flugzeugbau funktionierte, ließ sich auch prima bei Auto-Motoren umsetzen. Allerdings begannen erst in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts einige Rennfahrer damit, die alte Technik wieder anzuwenden. Genau genommen muss man zwischen normaler Nitroeinspritzung und modernen NOS-Systemen (gleichzeitige Einspritzung von N2O und Benzin) unterscheiden. Alte Systeme führten durch unkontrollierbare Drücke und Temperaturen oft zu hohem Motorverschleiß oder zerstörten den Motor gleich ganz. Moderne Systeme vermeiden hohe Temperaturen und Drücke, indem das flüssige N2O-Gemisch gleichzeitig mit Benzin eingespritzt wird. Wenn sich das N2O im Motor zersetzt, wird mehr Sauerstoff frei als bei einem normalen Benzin-Luft-Gemisch. Deshalb kann mehr Benzin verbrannt werden, und der Motor bringt mehr Leistung. Wieviel Power durch NOS gewonnen wird, ist unterschiedlich. Es sollen jedoch bis zu dreistellige PS-Steigerungen sowie erheblich bessere Drehmoment- und Beschleunigungswerte möglich sein.
OVERDRIVE
Spritpreise waren in den goldenen Zeiten der Straßenkreuzer und Musclecars eigentlich weniger das Problem (eher schon genügend Ausrollfläche und die Tatsache, dass man bei der Parkplatzsuche mit so manchem Flossen-Schlachtschiff schon mal ein halbes Dutzend VW-Käfer von ihrem Platz vertreiben musste). Dennoch war der Kraftstoff sparende Overdrive oft als Zusatzoption angeboten. Der Overdrive ist im Prinzip ein separates Getriebe, das an ein manuelles oder automatisches Getriebe angeflanscht wird. Wenn er zugeschaltet wurde, sorgte der Overdrive dafür, dass der Motor mit geringeren Drehzahlen lief als die Achsen und Wellen. So lief die Maschine bei höheren Geschwindigkeiten langsamer, und man sparte Sprit.
CUI / CI
Der Hubraum amerikanischer Autos wird normalerweise nicht in ccm, sondern in cui/ci (cubic inches) angegeben. Einem ci entsprechen 16,387 Kubikzentimeter (ccm). Ein 440ci-Motor beispielsweise hat also einen Hubraum von 7210 ccm.
LOWRIDER
Ein Oberbegriff für Fahrzeuge mit einem hydraulischen Fahrwerk. Bei einem Lowrider hat jedes Rad einen eigenen Hubzylinder (die Pumpen und Zylinder stammten ursprünglich aus Gabelstaplern). Wenn der Zylinder unter Druck gesetzt wird, hebt sich das Auto, wenn der Druck abgebaut wird, senkt sich der Wagen durch die Schwerkraft von selbst. Lowrider können so über eine Fernbedienung zum "Tanzen" gebracht werden. Vor allem in den USA ist das ein beliebter Sport, der in verschiedenen Klassen ("Dancer", "Fat Dancer" und "Radical") ausgetragen wird.
SHAKER HOOD
Bei einer Shaker Hood lugt ein großer Lufteinlass durch die Motorhaube (z.B. beim 70er Plymouth Hemi Cuda). Weil der Lufteinlass fest mit dem Motor verbunden war, vibrierte er beim Anlassen und und bei der Fahrt (engl. shake = schütteln, vibrieren). Auch wenn ein Shaker durchaus den Zweck erfüllte, den Motor mit ausreichend Frischluft zu versorgen, waren wohl vor allem der Angeber- und Coolness-Faktor die Gründe für die Beliebtheit der Shaker Hoods.
VIERTELMEILE ( Quarter Mile)
Einer Viertelmeile entsprechen genau 402,33 Meter (1 Meile = 1,609 Kilometer). Die Viertelmeile (auch Quarter Mile oder 1/4 Mile) ist die klassische Distanz für Beschleunigungsmessungen. Dies galt (und gilt) sowohl für private Rennen als auch für große Dragracing-Events. Vor allem in den später 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als die Musclecars in ihrer vollen Leistungsblüte standen, waren Viertelmeilen-Rennen bei jungen Autofahrern beliebt. Nicht selten führten solche Rennen zu Unfällen, was ein Grund für rasant steigende Versicherungsprämien war.
MPH (Miles per Hour)
Was bei uns in Kilometern pro Stunde (Km/h) angegeben wird, misst man in angelsächsischen Ländern in Meilen pro Stunde. Eine Meile sind 1,609 Kilometer.
INCH
Längenmaße werden entsprechend nicht in cm, sondern in inches angegeben. Einem inch (1") entsprechen 2,54 cm. Ein anderes US-Längenmaß ist foot (Fuß). Einem foot (ft) entsprechen 30,48 cm.
TRANS AM
Der Begriff Trans Am (auch T/A) ist natürlich untrennbar mit den entsprechenden Pontiac-Modellen verbunden (siehe den 72er Trans Am), aber auch andere US-Cars, etwa der Dodge Challenger, führten mitunter diese Bezeichnung im Namen. Der Begriff kommt von der gleichnamigen amerikanischen Rennserie für Ponycars, die 1966 ins Leben gerufen wurde. Als der 69er Pontiac Firebird als Trans Am-Variante herauskam, bescherte das der Marke einen kräftigen Imageschub. Allerdings hat der Pontiac damals nie offiziell an dem Rennen teilgenommen, nach dem man ihn benannt hatte.
R / T
Steht für Road/Track, was so viel heißen sollte wie "tauglich für Straße und Rennstrecke". Spezielles Ausstattungspaket, das bei vielen Dodge-Modellen der 60er und 70er Jahre zu haben war, verbunden in der Regel mit starken V8-Motoren, besondere Innenausstattung, Fahrwerk usw. Gab es beispielsweise beim Dodge Charger.
CONVERTIBLE
Convertibles (Conv.) sind Cabrios. Ein Roadster ist ein als reiner Zweisitzer konzipiertes Cabrio (z.B. Corvette der ersten Generation).
SEDAN
Amerikanischer Ausdruck für Limousinen, meist vier-, aber auch zweitürig.
STATION WAGON
Auch einfach "Wagon". Bezeichnung für Kombi-Fahrzeuge. Vans dagegen sind Kleinbusse. Frühe Vans wurden bei Ford auch als "Club Wagons" bezeichnet.
HARDTOP
Bezeichnung für ein geschlossene Fahrzeug ohne B-Säule. Sowohl Coupes als auch Sedans und kleinere Station Wagons wurden als Hardtop angeboten. Der Gegensatz ist das Pfosten-Coupe mit B-Säule.
FASTBACK und HATCHBACK
Fastback bezeichnet ein zweitüriges Coupe mit Schrägheck (z.B. Fastback-Mustang). Als Hatchback wird ein Auto mit Stufenheck bezeichnet (z.B. Hatchback-Mustang).
MPG
Abkürzung für "Miles per gallon" also den Benzinverbrauch pro Meile (ca. 1,6 Kilometer) in Gallonen (eine Gallone sind in den USA ca. 3,78 Liter).
TORQUE
Drehmoment, angegeben in Newtonmetern (nm).
RPM
"Rounds per minute", also Umdrehungen pro Minute (U/min).
CUSTOM
Custom(izing) könnte man in etwa mit dem bei uns üblichen Begriff "Tuning" übersetzen, aber das trifft die Sache nicht ganz. Ein Custom-Car ist meist mehr als ein Serienwagen, an das irgendwer einen Spoiler und zwei Rallye-Streifen geklatscht hat. Wer sich einen Eindruck von einem echten Custom machen will, sollte mal in die Zeitschrift "Chrom und Flammen" schauen. Custom Cars sind oft völlig neu aufgebaut, teilweise wird die Karosserie stark verändert, gechopt (Verkürzung der A- und B-Säulen, dadurch niedrigeres Dach) und oft von allen Zierleisten etc. "bereinigt". Natürlich gehört auch ein ordentliches Motor-Tuning dazu, ist aber in der Regel nicht das Wichtigste.
"THE BIG THREE"
Als "Big Three" bzw. "Die großen Drei" wurden die drei größten Autohersteller der USA - General Motors (GM), Ford und Chrysler - bezeichnet. Neben diesen Auto-Giganten hatten es unabhängige und kleinere Hersteller gerade in den 60ern extrem schwer. Durch ihr großes Händlernetz, die enorme Modellvielfalt und jährliche Facelifts bei den meisten Modellen ließen die Big Three die "Independents" alt aussehen. So mussten noch vor 1965 so renommierte Marken wie Studebaker, Hudson oder Packard im gnadenlosen Kampf um Marktanteile die Waffen strecken und letzten Endes ihre Produktion einstellen.
Alle drei Groß-Konzerne haben im Laufe ihrer Entwicklung verschiedene Marken hervorgebracht, um eine große Bandbreite unterschiedlicher Marktsegmente bedienen zu können. Dabei gab es (bzw. gibt es zum Teil noch heute) stets ein Low-Price-Segment (Ford beim Ford-Konzern, Dodge bei Chrysler und Chevy bei GM), in dem vor allem billige und zweckmäße Autos angeboten wurden. Es folgte eine Sparte Für diejenigen Kunden, die "aufsteigen" wollten und sich ein besseres Auto leisten konnten, die man aber trotzdem an den eigenen Konzern binden wollte. Dafür gab es den Mercury bei Ford, De Soto und Plymouth bei Chrysler oder Oldsmobile bei GM. Jeder der Big Three hatte natürlich auch eine oder mehrere Luxusmarken im Programm - Chrysler bzw. Imperial im Chrysler-Konzern, Lincoln bei Ford und Cadillac bei GM. Diese enorme Vielseitigkeit machte es den "Independents" besonders schwer, sich gegen die Konkurrenz der Big Three zu behaupten. Auch heute noch gibt es die Dominanz der Big Three auf dem US-Automarkt. Allerdings wurden einige Marken (z.B. Plymouth) mittlerweile eingestellt. Und natürlich spielen heute auch die Japaner und die deutschen Autobauer in den USA eine Rolle.
DOWNSIZING
Bezeichnung für einen in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgekommenen Trend, immer kleinere und schwächere Autos zu bauen. In den Jahren 1971 bis 1974 machte in den USA ein unheilvolles Triumvirat aus Kongress-Gesetzen, den Versicherungsgesellschaften und nicht zuletzt den OPEC-Staaten allen Hubraum-Riesen den Garaus. Auch wenn einige der angekündigten Sicherheitsbestimmungen der Regierung gar nicht umgesetzt wurden - in voraus eilendem Gehorsam begannen die Autobauer ein unaufhaltsames „Downsizing“ ihrer Modelle. Auch bei den Kunden waren Größe und Leistung erst einmal abgemeldet. 1973 war ein besonders düsteres Jahr - während US-Präsident Nixon über die Watergate-Affäre stolperte, hatte das Land mit einer Inflation zu kämpfen, und zu allem Überfluss drehten die arabischen Staaten auch noch den Ölhahn zu. Während der Ölkrise reichten die Schlangen vor der Tankstelle manchmal um vier Blocks. Viele Leute interessierte nicht mehr, wie stark und schnell ihr Auto war, sondern nur noch, wie viele Kilometer sie damit zwischen zwei Tankstopps fahren konnten. Ergebnis des Downsizing waren eine Menge kleiner und hässlicher Auto-Ausgeburten, die man heute besser vergisst. Oft hatten die größten Modelle eines Herstellers nur noch die Ausmaße der vorherigen Midsize-Modelle. Parallel zum Downsizing der amerikanischen Hersteller wuchs die Nachfrage nach japanischen Importautos stark an. Der heutige US-Autoindustrie könnte eine neue Downsizing-Welle bevorstehen. Während der Daimler-Chrysler-Konzern einige kleine und sparsame Modelle anbietet, setzen vor allem GM und Ford auf große Spritschlucker. Dass das nicht den gegenwärtigen Kundenwünschen entspricht, lässt sich an der katastrophalen Wirtschaftslage dieser Hersteller ablesen.